Ausgangspunkt für die Kollektion war die Berührung mit cyberfeministischer Theorie und Praxis sowie einer feministischen Technologiegeschichte. Unter dem Begriff Cyberfeminismus sammeln sich verschiedenen Perspektiven die sich kritisch, widersetzend, utopistisch und intersektional denkend mit Digitalität, Code und Computergeschichte auseinandersetzen. Zentrale Themen sind die Anerkennung von Intersektionalität, gender fluidity und community work sowie das kritische Bewusstsein um postkoloniale Kontinuitäten und Machtsystemen im Umgang mit Code und digitalen Medien.
Inspirierend waren der Input von Nushin Yazdani in den Formaten Decolonizing AI und ihrem Projekt Dreaming Byond AI, die Masterarbeit von Katharina Lutat Messier Than This (2023) und Publikationen wie der Cyberfeminist Index von Mindy Seu, der Podcast purple code und das Format Body Data: Creative Visualization von Kit Kuksenok.
In der Auseinandersetzung mit der Bewegung sind prototypisch drei Entwürfe entstanden, die digitale und analoge Strategien zu verbinden versuchen und für mich wichtige Erkenntnisse aus der Recherche textuell visualisieren.
An der Schnittstelle zwischen Textlidesign und Code steht die Jacquardweberei mit ihrem Lochkartensystem, welche bereits im 19. Jahrhundert für Ada Lovelace Inspiration für ihre Anmerkungen zur Analytical Engine lieferte und damit den Grundstein für den Computercode legte. Der Fokus der Kollektion liegt auf der Schnittkontruktion direkt im Gewebe durch ein- und dopplelagige Segmente, um aus einer zweidimensionalen Fläche einen Körper entstehen zu lassen. Hierbei war ich vom Interesse geleitet, das Erlernen der Schnittgestaltung mit meinem Wissen um Gewebekonstruktion zu verbinden und mich selbst in diese Prozesse hineinzudenken. Die Arbeit ist aus eigenen Beobachtungen zu Schnittstellen zwischen Gewebe- und Schnittkonstruktion entstanden, wäre jedoch nicht denkbar gewesen ohne die Vorarbeit von Designer*Innen, die diese Technik bereits ausgearbeitet und verfeinert haben. Dazu zählen die im letzten Jahr gezeigte Bachelorarbeit von Magdalena Michal In sich stark: Partiell verstärkte Jacquardgewebe wie die Arbeiten von Juri-Apollo Drews und Holly McQuillan.
